Standing Ovations für das Geburtstagskind
75 Jahre alt und noch keinerlei Alterserscheinungen bemerkbar: Mit einer musikalischen Party durchs vergangene Jahrhundert feierte das »1. Offenburger Akkordeonorchester 1937« seinen runden Geburtstag. Die »Akkordeon-Eltern« Hannelore und Jean Chenevoy wurden geehrt.
Ein wahrlich großer musikalischer Abend für ein großes Ensemble. Das »1. Offenburger Akkordeonorchester« feierte am Sonntag mit einem Jubiläumskonzert in der Freien Waldorfschule seinen 75. Geburtstag. »Und für diesen Anlass haben wir uns Partymusik der letzten beiden Jahrhunderte herausgesucht«, erklärte Moderator Philipp Hansert den Konzertbesuchern im fast gänzlich besetzten Theatersaal.
75 Jahre sind für ein Akkordeonorchester ein stolzes Alter, aber dennoch: Das 1937 durch Johanna Jack-Karb gegründete und später von Hannelore und Jean Chenevoy bis ins Jahr 1999 fortgeführte Akkordeonorchester ist noch lange nicht in die Jahre gekommen. Nur wenige Instrumente bieten auch heute noch ein solch breites musikalisches Spektrum wie das Akkordeon. Ob als Soloinstrument, als Duo oder zusammen mit Klavier und Schlagzeug gleich als Orchester – das Akkordeon kann sich auch noch in diesem Jahrtausend durchaus gegen die moderne digitale Konkurrenz behaupten. Dies stellten die 19 Musiker in ihrem über zweistündiges Konzert unter Beweis. Seit 1999 werden die Orchestermitglieder von Peter Kounis gekonnt und einfühlsam dirigiert. Apropos vielfältiges Instrument: Dass dies so ist, bewies das Orchester gleich beim ersten Konzertstück, dem »Jubilee Marsch« von Adolf Götz. Hier konnte man sich fast in einem Tanzsaal Anfang des 20. Jahrhunderts wähnen, in dem ein Orchestrion aus Waldkirch für Stimmung sorgt.
Unglaubliche Vielfalt
Bei der gleich auf mehrere Sätze aufgeteilten musikalischen Reise durch den Musical-Welterfolg »Tanz der Vampire« kam die Stimmungsvielfalt des Akkordeons perfekt zur Geltung. Ob traurig, einfühlsam oder hoch enthusiastisch und klanglich die Welt umarmend, das Akkordeon, respektive ihre Spieler, hatten es jedenfalls voll drauf. Bei Lehars »Ball-Sirenen« aus der Operette »Die Lustige Witwe« erwartete man fast noch Jopie Heesters mit seinem Evergreen »Heute gehen wir ins Maxim«, so brillant kam das Stück rüber, so als sei es auch im Original gänzlich fürs Akkordeon geschrieben. Dass der Österreicher Johann Strauß nicht nur Walzer zu Papier gebracht hat, sondern mit »Perpetuum mobile« auch eine fast spaßige Polka, zeigten die Musiker ebenfalls. Auch die wilden 60er mit den musikalischen Straßenfegern von den Beatles bis hin zu Drafi Deutscher ließ das Orchester ebenfalls perfekt auferstehen.
Der Solist
Branko Kersic
zeigte mit seinen sehr virtuos dargebrachten Stücken »Take Five« und »Libertango«, was ein einzelnes Akkordeon für Ausdrucksmöglichkeiten hat und wurde mit sehr viel Applaus belohnt.
Harmonien pur bei Miles’ Ballade »Music« und amerikanisches Temperament beim Gospel-Ausflug mit »Oh happy Day« sowie »Glory Halleluja«, hier war musikalische Abwechslung einfach garantiert. Dem Publikum gefielen die unterschiedlichsten musikalischen Stimmungen beim Jubiläumskonzert sichtlich, und nach dem Evergreen von Rossini »La Danza«, da gab es auch die gebührenden und längst verdienten stehenden Ovationen für einen abwechslungsreiches Konzerterlebnis.
40 Jahre im Orchester
Orchestermitglied bleibt man oft fast ein ganzes Leben lang und so konnte der Vorsitzende des Bezirksverbandes Ortenau im Deutschen Harmonikaverband, Manfred Stigler, nicht nur dem Vorsitzenden Matthias Buggle eine Ehrenurkunde des Verbandes samt Künstlertrophäe überreichen, sondern gleich sechs aktiven Musikern für ihre 40-jährige Aktivität im Orchester gratulieren. Neben Matthias Buggle konnten für vier Jahrzehnte hinter dem Tasteninstrument auch Annette Buggle, Sabine Burda, Axel Müller, Bärbel Berl sowie Hans-Martin Berl gratuliert werden.
Volker Gegg - Offenburger Tageblatt