The Sound of Amerika
Wer nicht dabei war, hat wirklich etwas verpasst. Denn das Jahreskonzert 2002 des 1. Offenburger Akkordeonorchester 1937 mit dem Motto "The sound of Amerika" war weit mehr als "nur" ein Konzertabend der Extraklasse. Neben anspruchsvoller Akkordeonmusik auf hohem Niveau, welche übrigens mit viel Schwung und Leidenschaft geboten wurde, sparte das Programm nicht an humorvollen Einlagen, die das Konzert im ausverkauften Konzertsaal der freien Waldorfschule Offenburg zu einem richtigen Show-Event werden ließ.
Eingestimmt durch die prächtige Dekoration, die durchgehend vom Eingangsbereich bis in den Konzertsaal das Thema "Amerika" umsetzte, zeigte sich das Publikum schon beim schwungvollen Eröffnungsmarsch "Washington Post" begeistert. Mit dem Potpurri "Panamericana" begab sich das Akkordeonorchester mit seinem Dirigenten Peter Kounis auf den Panamericana-Highway und fuhr musikalisch von Alaska bis Feuerland mit hervorragend gespielten Solo-Sequenzen. Bei der "Micro Suite Nr. 3" von Wolfgang Russ-Plöz erlebten die Konzertbesucher, was es heißt, das Akkordeon in seiner Gesamtheit zu spielen, denn rhythmisches Registergeklapper und Klopfen auf den Akkordeonbalg gehörten hier beim Tango, beim Spiritual und beim Parademarsch mit zur Musik.
Sehr gefühlvoll, dann wieder temperamentvoll und lebhaft ließ das Orchester danach die bekannten Melodien aus der "West Side Story" von Leonard Bernstein erklingen. Das fröhlich, übermütige Stück "Be our guest" aus dem Musical "Die Schöne und das Biest" eröffnete den zweiten Konzertteil. Hier avancierten die Melodien aus dem Walt-Disney-Film "Das Dschungelbuch" zu einem der vielen Highlights des Abends, denn die Lieder von Mogli, Balu, King Loui und Co. interpretierte das Orchester in eindrucksvoll dynamischer Weise. Die rassigen latein-amerikanischen Rhythmen aus "Brasilia" belohnte das Publikum mit enthusiastischem Applaus. Der abschließende Marsch "Stars an Stripes forever" gehörte dann natürlich zum Motto des Abends wie das Salz in die Suppe.
Mit seinem hervorragend gespielten Solostück "Sicilia" beeindruckte Jochen Kleeb alle Zuhörer. Ein besonderes Schmankerl an diesem Abend war der Auftritt des Mundharmonika-Ensembles der VHS Offenburg unter der Leitung von Jean Chenevoy mit ihrem Stück "Spiel mir das Lied vom Tod". An der klagenden Solo-Mundharmonika überzeugte hier Bernd Kiefer. Die absoluten Showacts des Abends waren aber die Auftritte des Offenburger Akkordeonensembles. Mit der "Serenata" und dem "Typewriter" von Leroy Anderson bewiesen die fünf Tastenflitzer schon im ersten Teil des Konzertabends ihre große Kunst. Wobei ihnen allerdings beim "Typewriter" eine Putzfrau "Annette Buggle", die unter großem Gelächter des Publikums auf einem Laptop herumhämmerte, fast die Show stahl. Ein beswingtes "Sweet Georgia Brown" und ein rasantes "Tico, Tico" des Offenburger Akkordeonensembles riss das Publikum im zweiten Teil des Abends entgültig von den Stühlen.
Natürlich gab es an diesem Abend auch eine Oscar-Verleihung. Für ihr Lebenswerk wurden die ehemaligen Inhaber der Akkordeonschule Jack-Karb, Hannelore und Jean Chenevoy, mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet. Sie wurden mit Standing Ovations vom Publikum gefeiert, denn es war ihr entgültiger Abschied von der Bühne. Danach bekam das Publikum mit den Zugaben "Rock around the clock", "I will follow him" und "My way" vom 1. Offenburger Akkordeonorchester 1937 noch den stürmisch geforderten Zuschlag. Dieses Konzertereignis war in seiner Gesamtheit ein wahres Freudenfest für die Ohren, die Augen, das Zwerchfell und die Gefühle.
Matthias Buggle