Musikalische Reise nach Frankreich
Stehende Ovationen für einen ganz besonderen Konzertgenuss: Als Hommage an ihren früheren Dirigenten Jean Chenevoy und als Reverenz an Offenburgs Partnerstadt Lons-le-Saunier präsentierte das 1. Offenburger Akkordeonorchester 1937 sein diesjähriges Jahreskonzert unter dem Motto „Vive la France“.
Es passte zusammen: Die französische Lebensart und das Instrument, dessen Klänge dieses Lebensgefühl nicht besser übermitteln könnten. Das 1. Offenburger Akkordeonorchester 1937 brachte bei seinem Jahreskonzert im Theatersaal der Freien Waldorfschule am Sonntagabend alles auf einen Nenner. „Vive la France“ war das Motto als Hommage an den Ehrendirigenten Jean Chenevoy, der über vier Jahrzehnte hinweg (1956 bis 1997) dem Orchester seinen musikalischen Stempel verliehen hatte, aber auch als nachträglichen Geburtstagsgruß zum 50. Wiegenfest der Offenburger Gemeindepartnerschaft mit Lons-le-Saunier.
Alles passte zusammen
Es ist Tradition, dass jedes Jahreskonzert des Akkordeonorchesters voll und ganz unter ein Thema gestellt wird. Auch in diesem Jahr wurden die Konzertbesucher schon in der Aula und im Treppenhaus auf das Konzertthema eingestimmt. Da stimmte auch die Dekoration. Es gab die Trikolore, ein Modell des Eiffelturms und Stillleben mit Malerstaffeleien – und sogar nur halbfertiggestellten Kunstwerken. Gesteigert wurde diese Einstimmung nur durch das Konzerterlebnis selbst. Klassisch, pfiffig präsentierte das Offenburger Akkordeonorchester die Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“, das Stück, das für Paris und seine Menschen schlechthin steht. Die Finger flogen nur so über die Tasten, als die nicht nur bei den Franzosen beliebte „Farandole“ von George Bizet erklang. Dieser Volkstanz aus der Provence geht ins Blut und in die Beine. Exzellent, wie das Orchester unter der Leitung von Peter Kounis musikalisch das französische Lebensgefühl vermittelte. Perfekt war auch das Medley aus bekannten Titeln des Musicals „Die Schöne und das Biest“, dessen Handlung bekannterweise in Frankreich spielt. Ein Hauch von Cote d’Azur vermittelte das Orchester beim tragenden „Valse romantique“, ein Walzer, der den Zuhörer in Urlaubsstimmung versetzte.
Gleich zwei Zugaben
Orchesterleiter Kounis, der nun schon im 10. Jahr den Taktstock für das Offenburger Orchester schwingt, präsentierte gleich zwei Zugaben mit seinem Orchester. Bei „La mer“ konnte sich Georg Rückauer als Chansonneur hervorragend in Szene setzen und mit einem Melodienreigen bekannter französischer Melodien, bei dem am Ende sogar die französische Nationalhymne erklang, setzte das Orchester den Schlusspunkt auf ein hervorragendes Konzert. Mal als Franzose mit Baskenmütze und Baguettes bewaffnet, mal als Gentleman mit Lackschuhen und gebügeltem Hemd, Moderator Philipp Hansert verstand es aufs Beste, die jeweiligen Musikstücke für die Zuhörer durch spannende Anekdoten noch spannender zu machen.
Premiere mit seinem ersten Auftritt in Offenburg hatte am Sonntag auch das deutsch-französischen Akkordeonorchester. Seit 1995 leitet der heute 85jährige Charles Sonntag dieses grenzüberschreitende Ensemble mit französischen und deutschen Musikern. Sonntag präsentierte in hoher Virtuosität neben den „Pirates of the Caribbean“ und einem Swing-Medley mit Robbie-Williams-Songs auch echte Klassiker wie die „Jupiter Symphonie“ von Mozart oder die „2. Ungarische Rhapsodie“ von Franz Liszt.
Offenburger Tageblatt, Volker Gegg